Gefängnismauern        Grund für den Umbau des Gebäudes in ein Gefängnis waren mehrfache
Beschwerden des Amberger Stadtmagistrats, der seine „Verwaltungsbüros“
durch strafjuristische Abläufe zweckentfremdet sah. Unter
dem Rathaus, in der „Waag“ hielten sich „Malefitzpersonen“ als Untersuchungshäftlinge
oder für kurzfristige Freiheitsstrafen auf. In der
„Rechenstuben“ wurden sie „examiniert“ und nach der Tortur kamen sie
ins „Burgerstuebl“. Zugleich befanden sich dort auch kurfürstliche Bedienstete,
die man mit Arrest abstrafte. Sie unterstanden einem anderen
Strafrecht als Bürgerliche oder gar Personen mit zweifelhaftem Ruf. Das
Problem für den Rat bestand nicht nur im gemeinsamen Aufenthaltsort
von „ehrlichen“ Leuten, „malefizischen“, „vom Scharfrichter aufgegriffenen
Personen“ zusammen mit straffälligen Bürgern und Adeligen. Um
die „Rechenstuben“ ausschließlich den namengebenden Verwaltungsverrichtungen
wieder zuzuführen, beschloss der Magistrat, den „großen
Kasten in der Breiten- oder Gallinggass“, zu einem Gefängnis umzubauen. (25)

Strittig gewesen scheint schon vorher die finanzielle Beteiligung des
Landesherrn als Inhaber der Hochgerichtsbarkeit. Am 28. Mai 1618 wird
Christian von Anhalt, Statthalter des Pfälzer Kurfürsten Friedrich V. in
Amberg, vom Bürgermeister und Rat der Stadt aufgefordert, für den Bau
eine „zinsliche Beysteuer“ zu bewilligen. (26)

1699 befanden sich darin nicht nur ein „Examinierzimmer“ (Verhörraum),
sondern auch sieben „wohlverwahrte“ Gefängniszellen, eine
„Torturstube“ und die Wohnung für den angestellten Landrichteramts-
Eisenknecht. Genannt wurde das Gebäude nun „Landrichteramts-
Fronveste“ oder „Amthaus“. (27) Das herrschaftliche Pulver fand
seine neue Lagerstätte im reparierten Turm bei der oberen Mühle
am Vilstor, neben dem damaligen Vilseinlass in die Stadt. (28) Dem
„großen Kasten“ stand eine bedeutende Karriere bevor.